Bei der Vergesellschaftung von sich fremden Kaninchen können viele Fehler gemacht werden, die zum Scheitern einer Zusammenführung beitragen. Beachten Sie darum die Regeln der Kaninchen und nicht Ihre eigenen. Gehen Sie mit einem positiven Gefühl an so eine Zusammenführung, denn zu 98% lassen sich alle Kaninchen erfolgreich miteinander vergesellschaften.

p5210874_1Immer wieder höre ich von Fällen, in denen erzählt wird, dass das Kaninchen ein Einzelgänger ist und sich nicht mit anderen Kaninchen verträgt. Meistens liegt es nicht an dem Kaninchen, sondern an der Art der Zusammenführung. Einfach ein neues Tier in das bestehende Revier eines anderen Kaninchens zu setzen ist von vornhinein zum Scheitern verurteilt, weil das bestehende Kaninchen sein Revier bis aufs Blut verteidigen wird und das andere Tier als Eindringling betrachtet. Auch die Methode „Käfig-an-Käfig“ geht meistens schief. Die Kaninchen sehen und riechen sich, können aber auf Grund der Trennung keine Rangordnung klären. Es bauen sich bei beiden Tieren Aggressionen auf die sich dann bei der Zusammenführung entladen.

Bevor Sie ein neues Tier mit Ihren schon vorhandenen Tieren vergesellschaften, sollte der Neuankömmling für 2 Wochen in Quarantäne gehalten werden. In dieser Zeit sollten ein Tierarztbesuch mit Gesundheitscheck, sowie eine Kotprobe erfolgen. Wenn beides in Ordnung ist, steht einer Vergesellschaftung nichts mehr im Wege.

Ich möchte anmerken, dass auch Tiere, die bereits in einer Gruppe zusammen gelebt haben, mittels einer ordentlichen Vergesellschaftung neu zusammengeführt werden müssen, wenn sie bedingt durch schwere Krankheit oder anderen unglücklichen Umständen für eine Zeit getrennt werden mussten. Kaninchen haben ein ausgeprägtes Revierverhalten und vergessen sehr schnell.

Die erfolgreiche Vergesellschaftung

  • Ein neutrales, ausreichend großes Revier, 2 m² pro Tier
  • Viele Versteckmöglichkeiten und Häuschen mit mehreren Eingängen
  • Keine Sackgassen
  • Lieblingsfutter
  • Das schwächste/rangniedrigste Tier zuerst und als letztes das stärkste/ranghöchste Tier ins Gehege setzen
  • Nerven bewahren und Zeit mitbringen

Zunächst sollte für die Zusammenführung ein neutrales Gehege oder Zimmer zur Verfügung stehen, was kein Tier bisher kannte. Sie können auch das endgültige Gehege für die Vergesellschaftung so präparieren, dass es für die Tiere neutral ist.

Markierungen des schon vorhandenen Kaninchens sollten komplett entfernt werden. Der Boden und alle möglichen Stellen, an denen das Kaninchen mit der Kinndrüse markiert haben könnte, sind mit einem tierverträglichen Desinfektionsmittel, Essigessenz und heißem Wasser zu reinigen und zu neutralisieren. Textilien, wie Teppiche oder Polstermöbel können mit Glasreiniger besprüht werden. Danach bitte gut lüften.

Wichtig ist auch, dass die Ausstattung des Geheges komplett entfernt und neutralisiert wird.

Gestalten Sie das Gehege dann so um, das alles neu und unbekannt wirkt.

Meine Erfahrungen mit mehreren Vergesellschaftungen zeigen aber, dass sich die Tiere trotzdem genau an ihr altes Gehege erinnern (der Grundriss bleibt ja der alte) und sich dadurch recht sicher und selbstbewusst im Gehege bewegen und dann auch eher Dominanz zeigen, mit den Jagereien beginnen usw. Darum empfehle ich eher ein komplett fremdes Gehege für eine Vergesellschaftung zur Verfügung zu stellen.

Die Ausstattung sollte in der Zeit der Zusammenführung eher spärlich ausfallen, um Platz für Flucht und Rangordnungskämpfe zu schaffen. Viele Häuschen mit mehreren Eingängen zum Verstecken, keine Sackgassen, neue Spielsachen und viele Leckereien zum Ablenken sollten in dieser Zeit im Gehege vorhanden sein. Bieten Sie mehrere Heu- und Wasserstellen an, denn zu Beginn werden die Tiere nicht gemeinsam fressen.

Achten Sie darauf, erst die eher schwachen bzw. rangniedrigeren Tiere und erst später die stärkeren bzw. ranghöheren Tiere in das Gehege zu setzen. So haben die schwächeren Tiere einen kleinen Vorsprung beim Erkunden des neuen Reviers. Meine Erfahrungen zeigen, dass die schwachen Tiere auch eher ängstlich und vorsichtig sind, weniger erkunden und sich in eine Ecke vom Gehege verkriechen und flüchten, sobald die stärkeren, selbstbewussteren Tiere kommen.

Nun müssen Sie sehr viel Geduld mitbringen und Nerven bewahren. Was für uns ziemlich brutal und schlimm aussieht, ist für die Tiere notwendig, um ihre Rangfolge zu klären. Ihre Nervosität und Unruhe überträgt sich auf die Tiere, was einem erfolgreichen Ausgang nicht förderlich ist.

Auch ist die Zeit ein wichtiger Faktor. Eine Zusammenführung ist nicht in ein paar Stunden geschafft. Oft dauert es Tage oder Wochen, bis einigermaßen Frieden in das Gehege einkehrt. Beginnen Sie eine Zusammenführung idealerweise Früh und halten Sie sich diesen Tag frei, um notfalls einschreiten zu können. Wenn Sie ein vorübergehendes neutrales Gehege für die Vergesellschaftung einrichten, beachten Sie auch, dass es auch länger stehen bleiben muss. Plötzliche Änderungen am Gehege oder Veränderungen des Platzangebotes führen oftmals zu erneuten Rangordnungskämpfen. Siedeln Sie die Kaninchengruppe erst in das endgültige Gehege um, wenn sich die Rangordnung einigermaßen gefestigt hat und die Tiere gemeinsam fressen. Auch hier gelten die gleichen Vorbereitungen, wie für eine Vergesellschaftung. Das ehemalige Gehege muss komplett neutralisiert und anders eingerichtet werden.

Was passiert bei einer Vergesellschaftung

pc130098_bDie Tiere müssen sich nun kennen lernen und ihre Rangordnung klären. Dies kann unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen.

Oft kommt es zu kleineren oder größeren Jagereien, regelrechten Verfolgungsjagen, mit viel Knurren und Zwicken. Es wird mehr oder weniger Fell fliegen. Kleinere Wunden, wie z.B. ein verletztes Ohr oder Kratzer, sind nicht der Rede wert. Auch werden sich die Tiere berammeln. Dies ist keine sexuelle Handlung sondern zeigt, wer der Stärkere der beiden ist. Das ranghöhere Tier berammelt dabei das rangniedrigere, welches sich mit gesenktem Kopf auf den Boden drückt.

Bitte trennen Sie die Tiere niemals, wenn sie sich jagen und verfolgen. Ständiges trennen und wieder zusammen lassen schürt unnötige Aggressionen und gefährdet den glücklichen Ausgang der Zusammenführung.

p1000455_bIch empfehle Ihnen, die Tiere nicht zu schnell zu trennen. Oft sieht es für uns Menschen schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist. Wägen Sie genau ab, ob es Sinn macht, die Vergesellschaftung abzubrechen, denn es ist purer Stress für die Kaninchen.

Trennen Sie die Tiere nur, wenn sich die Tiere ineinander verbeißen und sich tiefe Verletzungen zuziehen. Dann ist die Zusammenführung gescheitert und Sie müssen die Tiere für eine Weile komplett separieren.

Der Großteil der Zusammenführung ist geschafft, sobald die Tiere gemeinsam fressen. Bis sich die Kaninchen gegenseitig putzen oder miteinander kuscheln kann es durchaus ein paar Tage bis Wochen dauern.

Sollten Sie ein separates Gehege für die Vergesellschaftung bereitgestellt haben, können Sie die Tiere nun wieder in das endgültige neutralisierte und anders gestaltete Gehege umsiedeln.

Wenn es zu einer Trennung gekommen ist

Wenn Sie die Zusammenführung abgebrochen haben, dann sollten die Kaninchen für 1 bis 2 Wochen ohne Sicht- und Riechkontakt komplett getrennt werden. Nur dann haben sie einander vergessen und es konnten sich keine weiteren Aggressionen aufbauen. Gehen Sie bei der erneuten Vergesellschaftung strikt nach den oben genannten Regeln vor und seien Sie geduldig.

Hilfe bei der Vergesellschaftung

Viele Vereine und Organisationen bieten Hilfestellungen und Vor-Ort-Betreuungen bei einer Vergesellschaftung an. Fragen Sie bei Unsicherheit einfach bei einem Verein in Ihrer Nähe an. Unter der Rubik „Kaninchenschutz“ sind zahlreiche Anlaufstellen aufgelistet.